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Weinernte in Südtirol

Inhalt

Wann beginnt die Ernte?

Wie wird in Südtirol gearbeitet?

Südtiroler Weinbau in Zahlen

Wann werden welche Rebsorten geerntet?

Was passiert im Winter?

 

Mit großer Spannung erwarten Südtirols Winzer diesen ganz besonderen Moment: Morgens schlängelt sich schon der Herbstnebel durch die Rebzeilen, nachmittags heizt die Spätsommersonne den Trauben nochmal richtig ein und im Laubwerk der Weinberge sind schon die ersten bunten Tupfer zu erkennen. Es ist Zeit für die Weinernte. Nun ernten die Winzer die Früchte ihrer harten Arbeit das restliche Jahr über und stellen schon die Weichen für die Arbeit im Keller und das nächste Jahr im Weinberg.

 

Wann beginnt die Ernte?

In groben Zügen lässt sich sagen, dass die Weinernte in Südtirol von Anfang September bis Mitte Oktober reicht. Man muss aber bedenken, dass Südtirols einzigartiger Reichtum an Mikroklimata und Höhenprofilen der Weinberge eine Pauschalaussage fast unmöglich macht.

In der Regel sind die Winzer im Unterland und im Überetsch die ersten, die mit der Weinlese beginnen, dann folgen die Tallagen unter 500 m ü. M. in Bozen und Umgebung, im Etschtal und im unteren Eisacktal. Schließlich wird im Oktober auch in den Höhenlagen im Vinschgau und im oberen Eisacktal das Traubengut eingefahren.

Während die eine Rebsorte noch gelesen wird, wird die andere im Keller bereits weiterverarbeitet. Zwar ist der Weinbau mitunter eine Übung in der Kunst der Geduld, aber ein wenig Vorfreude auf die ersten Neuweine im Jänner bis März des Folgejahrs darf man schon bei der Ernte haben.

 

Wie wird in Südtirol gearbeitet?

Die Weinlese wird in Südtirol auch Wimmen genannt. Der Begriff stammt vom lateinischen vindemiare und bezeichnet ganz einfach das Abpflücken der Trauben. Die Terminologie ist aber nicht die einzige Südtiroler Eigenart in der Erntesaison: Hierzulande erfolgt die Weinlese heute wie vor hunderten von Jahren schon immer noch vorwiegend in Handarbeit.

Durch das Handlesen der Trauben, gepaart mit mehreren Lesegängen, ist eine der bedeutendsten Qualitätssicherungsmaßnahmen für Südtiroler Wein. Indem praktisch jede Traube einzeln inspiziert wird, können Reifegrad und Gesundheit der Früchte genauestens kontrolliert werden. Dieses minuziöse Verfahren macht Südtiroler Wein zu einem echten Handwerksprodukt.

Der großflächige Verzicht auf maschinelle Ernte ist aber nicht ausschließlich auf Detailverliebtheit zurückzuführen, auch geologische, klimatische und nicht zuletzt kulturelle Gründe spielen eine Rolle. So ist z. B. das Eisacktal für seine teils extrem steilen Hanglagen bekannt, in denen der Einsatz eines Vollernter unmöglich ist.

Auch in den Tallagen in Bozen und Südtirols Süden kommt die maschinelle Weinlese kaum in Frage. Hier wird besonders im Rotweinanbau noch viel mit der traditionellen Pergel gearbeitet. Grund dafür ist zum einen der erhalt eines bedeutenden kulturellen Erbes und zum anderen die schattenspendende und kühlende Funktion der Pergel als Gegenmaßnahme zu den steigenden Temperaturen.

 

Südtiroler Weinbau in Zahlen

Gesamtfläche: ca. 5.500 ha

Anteil Rotwein: 36%

Anteil Weißwein: 64%

Anteil DOC-Weine: ca. 98%

Gesamtproduktion: ca. 315.000 hl

 

Wann werden welche Rebsorten geerntet?

Das Wimmen beginnt nicht nur aufgrund der Lage zu unterschiedlichen Zeitpunkten, auch die Rebsorte ist ausschlaggebend. Wird eine Sorte im richtigen Moment geerntet, schlägt sich das auch deutlich in der Qualität des Weines nieder. Der Erntezeitpunkt nimm Einfluss auf das Gleichgewicht zwischen Zuckergehalt und Gesamtsäure und die phenolische Reife des Traubenguts prägt das Geschmacksprofil. Hier braucht es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl vom Winzer.

In der Regel beginnt die Ernte bei den Weißweinen. Zuerst sind Weißburgunder und Pinot Grigio dran, gefolgt von Chardonnay und Sauvignon Blanc und schließlich werden Gewürztraminer und Riesling gewimmt.

Cabernet Sauvignon Tiefenbrunner

Die Rotweinlese überschneidet sich zwar teilweise mit der der Weißweine, doch prinzipiell beginnt sie einige Wochen später. In Südtirol werden zuerst Blauburgunder und Vernatsch gewimmt, danach Lagrein und Merlot und abschließend Cabernet.

Natürlich bestimmt die Lage maßgeblich den genauen Zeitpunkt und es kann Überschneidungen der Rebsorten geben, so wird ein Riesling aus einer Höhenlage im Eisacktal mit hoher Wahrscheinlichkeit erst nach dem Bozner Lagrein geerntet.  

Auf jeden Fall sind es aber die Spätlesen und Süßweine, bei denen sich die Winzer am meisten Zeit mit der Ernte lassen. Diese werden zum Teil erst im November oder sogar erst im Dezember geerntet. Durch die späte Lese verlieren die Trauben eine bedeutende Menge an Flüssigkeit, wodurch sich der Zuckergehalt und die die Intensität der Aromen konzentrieren.

 

Was passiert im Winter?

Nach der intensiven Erntezeit im Herbst kehrt im Winter im Weinberg endlich etwas Ruhe ein. Winzer und Pflanzen nutzen diese Zeit gleichermaßen, um sich zu erholen, Kräfte zu sammeln und sich für das neue Jahr vorzubereiten. Doch ganz und gar Ausspannen geht dann doch nicht. Die Winzer arbeiten im Winter gewissermaßen an zwei Jahrgängen zugleich: Im Keller werden die Jungweine ausgebaut und im Weinberg der kommende Jahrgang vorbereitet.

Die Vorbereitung im Weinberg umfasst vor allem die Aufbereitung des Bodens und den Rebschnitt. Die Pflanzen und der Boden werden während der Erntezeit durch die Bewegung - zum Teil auch mit schweren Maschinen - stark belastet. Im Winter, meist im Dezember, wird der Boden daher umgebrochen, so nennt man das vorsichtige Pflügen, um die Erde zu lockern und zu belüften.

Im Januar und Februar werden dann die Reben beschnitten. Die Fruchtruten, also jene an denen später die Weintrauben wachsen, werden auf die gewünschte Anzahl an Augen zurückgeschnitten. Dadurch wird die Menge der neuen Triebe bestimmt und somit fällt bereits im Winter die erste Entscheidung zur Frage: Qualität oder Quantität?