4.7 (6.106 Bewertungen)
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Inhalt
Vernagt (1.700 m) – Niederjoch (3.019 m) – Niedertalalm
Kurzras (2.011 m) – Hochjoch (2.856 m) – Rofenbergalm
Immaterielles Kulturerbe der UNESCO
Zweimal im Jahr treten tapfere Hirten aus dem Schnalstal und ihre Schafe eine mühsame und teils lebensgefährliche Reise an, um der Sommerhitze zu entkommen und vor dem Wintereinbruch wieder zu Hause zu sein, dabei überqueren sie hochalpine Felslandschaften, Gletscherscharten und selbst Landesgrenzen. Das ist die Transhumanz, die jahrhundertealte Tradition des Schafsübertriebs, die mittlerweile zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde.
Der Begriff Transhumanz wird nicht ausschließlich für den Schafübertrieb im Schnalstal verwendet, sondern bezeichnet jede Art der Wanderweidenwirtschaft, bei der das Vieh klimabedingt ihren Weideplatz unter der Führung halbnomadischer oder halbsesshafter Hirten wechselt. Diese Art der Tierhaltung wird bereits seit Jahrtausenden betrieben und stellt für viele Gebiete die einzige Möglichkeit dar, ganzjährig Tiere halten zu können. Das Wort Transhumanz geht auf die lateinischen Begriffe trans für „jenseits“ und humus für „Erde“ zurück und kann als „jenseits der bebauten Erde“ verstanden werden, was darauf hinweist, dass die Tiere dabei das Ackerland verlassen.
Die Routen für den Schafübertrieb im Schnalstal werden bereits seit über 6.000 Jahren genutzt und spätestens seit 1357 ist die Tradition der Transhumanz durch die Unterzeichnung der Weiderechte der Schnalser Bauern urkundlich belegt. Heute wie damals ziehen im Juni die Hirten mit 3.000 bis 4.000 Schafen von Vernagt und Kurzras im Schnalstal über das Nieder- und das Hochjoch auf die Sommerweiden oberhalb von Vent im österreichischen Ötztal. Im September machen sie sich dann wieder auf den Rückweg.
Auf ihrer zweitägigen Reise bewältigen Hirten und Herde bis zu 44 Kilometer mit 3.200 Metern Aufstieg und 1.800 Metern abstieg. Die Transhumanz im Schnalstal ist die weltweit einzige, bei der sowohl ein Gletscher als auch eine Landesgrenze überquert werden.
Seit jeher erfolgt der Schafübertrieb im Schnalstal entlang zweier uralter Routen: von Vernagt über das Niederjoch zur Niedertalalm oder von Kurzras über das Hochjoch zur Rofenbergalm. Unabhängig von der Route gilt der Übertrieb im Juni als deutlich gefährlicher als die Rückkehr im September, da im Frühsommer unerwarteter Schneefall und Unwetter besonders den Abstieg auf der österreichischen Seite des Alpenkamms besonders beschwerlich gestalten können.
Die Herden starten am frühen Morgen zwischen 3:00 Uhr und 6:30 Uhr in vier Gruppen in Vernagt und steigen durch das Tisental auf. In etwa dreieinhalb Stunden Marschzeit erreichen sie die Similaunhütte am Niederjoch. Von dort geht es abwärts Richtung Niedertalalm, vorbei an der Martin-Busch-Hütte (2051m). Nach ca. 3 Stunden ab der Similaunhütte ist die Schäferhütte (2.134m) auf der Niedertalalm erreicht. Hier verbringen die Schafe den Sommer, bis sie im September die Heimreise antreten.
Der Aufstieg von der Niedertalalm bis zum Niederjoch ist im September weitaus weniger gefährlich als im Juni; dies gilt für den gesamten Übertrieb. Weiter geht es vom Niederjoch zur Similaunhütte und von dort aus geht es heimwärts Richtung Vernagt. Der Abstieg ist der gefährlichste Teil der Rückkehr, besonders wenn bereits der erste Schnee den Weg bedeckt oder Teile davon bereits vereist sind.
Auf dieser Route brechen die Hirten gegen 5:00 Uhr morgens in Kurzras (2.011 m) auf und erreichen in ca. 2 ½ Stunden das Hochjoch (2.856 m). Nach einer schnellen Stärkung in der Schutzhütte Schöne Aussicht zieht die Herde dann abwärts Richtung Rofenbergalm, vorbei am Hochjoch Hospiz (2.413 m). Für den Abstieg zur Rofenbergalm benötigt man weitere 2 Stunden. Hier bleiben die Schafe den Sommer über auf der Weide.
Im September beginnt die Rückreise am frühen Morgen von der Rofenbergalm durch das hochalpine Gelände hinauf zum Hochjoch und zur Schutzhütte Schöne Aussicht. Der Abstieg in Richtung Kurzras lässt sich in gemütlichem Tempo bestreiten und führt zuerst durch steiles, felsiges Gelände, flacht dann ab und wird im letzten Stück vor Kurzras wieder etwas steiler.
Die Transhumanz wurde am 11. Dezember 2019 in Bogota in Kolumbien in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Somit gehört die weltweite Tradition der länderübergreifenden Wanderweidewirtschaft offiziell dem Weltkulturerbe an und das umschließt natürlich auch die Transhumanz im Schnalstal.
In Zusammenarbeit mit Pro Vita Alpina hat der Kulturverein Schnals bereits 2011 den Eintrag auf der österreichischen Liste des immateriellen Kulturerbes geschafft. Das ist aber noch nicht alles: Das Schnalser Schaf wurde am 30. November 2020 in das Netzwerk der Organisation Slow Food aufgenommen. Aktuell leben nur noch 1.500 Exemplare dieser Rasse im Schnalstal in Südtirol und Slow Food setzt sich dafür ein, das Schnalser Schaf und die Transhumanz als traditionelle Form der Tierhaltung zu erhalten und zu fördern.
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