4.7 (6.106 Bewertungen)
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Qualitätsmotor Weißburgunder
1852. Bildet man sich eine Vorstellung der Geschichte des Weinbaus in Südtirol, brennt sich diese Jahreszahl unweigerlich in das Gedächtnis ein. Es kennzeichnet das Jahr, in dem Erzherzog Johann diverse Rebsorten nach Südtirol gebracht und somit sein Zeichen in der Weinhistorie des Landes gesetzt hat. Die Rede ist natürlich von der Familie der Pinot-Weine, deren bedeutendster Vertreter in Südtirol der Weißburgunder werden würde. Der Burgunde hatte im Süden der Alpen seine zweite Heimat gefunden.
Der Weißburgunder mag heute zwar in Sachen Anbaufläche gerade mal Bronze abstauben, doch was Qualität und Renommee betrifft, ist er der unbestrittene Goldjunge der Region. Er war führender Mitwirkender in dem allmählichen Rufwandel Südtirols: Vom dubiosen Rotweinexporteur der ‘80er Jahre zur Qualitätsgroße und Vorzeigeregion des italienischen Weißweins.
Allseits beliebt aber nicht überall geliebt
Dem Pinot Noir steht der Weißburgunder nicht nur mit seiner hervorragenden Leistung auf Südtiroler Boden sehr nahe, auch genetisch sind die beiden Burgunderweine verwandt. Tatsächlich ist der Weißburgunder eine Mutation des Blauburgunders. Was heute vielleicht etwas banal wirken mag, stiftete jahrhundertelang Verwirrung unter Botanikern, Winzern und Weinhändlern. Nicht zuletzt, weil der Weißburgunder lange Zeit als gleichbedeutend mit dem Chardonnay galt und auch im Weinberg zwischen den beiden Sorten kein Unterschied gemacht wurde.
Auf dem internationalen Weinparkett genießt der Chardonnay jedoch weitaus größeres Ansehen als der Pinot Blanc, da letzterer besonders in Frankreich vorwiegend als Tafelwein oder im Verschnitt Verwendung findet, nicht aber als Stoff für große Weine gilt. In Deutschland schätzt man die dichtbeerige Rebsorte hingegen schon mehr und Südtirol gilt als Hochburg eleganter Weißburgunder. Ganz deutlich spiegelt sich dies auch in der Schaumweinproduktion wider. Während die Franzosen kaum Pinot Blanc in ihre Cuvées geben, spielt er in Deutschen sowie Südtiroler Sprudeltropfen häufig die erste Geige.
Neue Wertschätzung findet der Weißburgunder auch im Zuge der Naturweinbewegung, er eignet sich nämlich hervorragend für Orange Wine. Er wird nämlich bei der Maischegärung - also der Gärung auf den gepressten Beerenschalen - nicht so schnell bitter wie andere Weißweinsorten.
Der Weißburgunder in Zahlen
4.800.000 Flaschen pro Jahr
34.021 hl Ertrag (2018)
800 m ü. M. Anbauhöhe
558 ha Anbaufläche
10,2% der Gesamtfläche
10-12° C Serviertemperatur
Feinschmeckerwein und Tafeltropfen
Die Herausforderung des richtigen Weinpairings ist wahrscheinlich jedem Gastgeber bekannt. Ein jeder hat sie: Die Mama, die nichts Schweres mag, der Kumpel, bei dem es bloß nicht zu fruchtig sein darf oder das Herzblatt, das man beeindrucken will. Mit einem Weißburgunder wird aus Frust im Handumdrehen Freude.
Zahllose Chefköche, Gourmets und Weinkenner schätzen den Pinot Blanc aufgrund seiner unvergleichlichen Versiertheit zu Tische. Die typischen Aromen von Apfel und Birne mit feinen Zitronen- und Kräuternoten harmonieren mit einer schier unerschöpflichen Bandbreite an Gerichten. Dazu kommt noch die charakteristische Nussigkeit des Weißburgunders, der die ohnehin schon überholte Beschränkung auf Fisch und Co. restlos beiseiteschafft.
Die goldene Mitte
Darüber hinaus schlägt er für alle unentschlossenen Weißweinfreunde auch hochelegant die Brücke zwischen Riesling und Chardonnay. Wird der Weißburgunder im Edelstahl ausgebaut wird er knackig straff, dringt aber nicht bis in die rassige Säure eines Riesling vor. Reift er hingegen im Holz, so wird er füllig und cremig in seiner Struktur, ohne dabei aber in das buttrig Fettige mancher stark ausgebauten Chardonnays auszuarten.
Ein Zuhause fern der Heimat
Südtirol? Lagrein, Vernatsch, Gewürztraminer! So oder so ähnlich wird wohl die instinktive Assoziation der meisten Weininteressierten verlaufen. Doch wer sich mit der nördlichsten Weinbauregion Italiens etwas intimer auseinandersetzt, der wird schnell merken, dass Südtirols Vorzeigewein der Weißburgunder ist. Hierzulande gilt er als einer dieser Weine, der zugleich allgegenwärtig ist - und in seiner Allgegenwärtigkeit übrigens stets respektable Resultate liefert - als auch urtypisch für sehr bestimmte Zonen ist. Beim Weißburgunder sind das Terlan und Eppan.
Gipfeltreffen der Weißburgunder
Neben dem zeitlosen Weißburgunder Riserva aus dem Mittelsegment der Kellerei Terlan darf natürlich ihr Kultwein nicht unerwähnt bleiben. Der Weißburgunder „Rarity“ ist ein Passionsprojekt der Kellerei, von dem bisher lediglich 5 Jahrgänge vorliegen, und dafür gibt es einen guten Grund: Die Weinikonen lagern mindestens 10 Jahre auf der Feinhefe - ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in der Weißburgunderbereitung.
Auch der etwas südlicher gelegene Big Player in Punkto Pino Blanc weiß, mit Exklusivität zu begeistern. Die Kellerei St. Pauls bei Eppan hat den Weißburgunder zu ihrem Allerheiligsten erklärt. Der „Sanctissimus“ wird aus dem Traubengut von über 100 Jahre alten Reben gewonnen. Nach monatelanger Maischegärung in Tonamphoren reift der Wein im Eppaner Eichenholz zur Perfektion.
Tags: Weissburgunder, Weissburgunder, Wein, Wein, Südtirol, Südtirol, Weisswein, Weisswein
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