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Eine Schlachtung mit Achtung

Hofnahe Schlachtung als Fortsetzung der Weidehaltung – Neue gesetzliche Regelung wird umgesetzt

Das Umdenken in der Tierhaltung hat in Südtirol eigentlich schon längst eingesetzt. Immer mehr werden Tiere artgerecht gehalten und gefüttert – sterben tun sie aber wie alle anderen. Deshalb war es notwendig, auch die Art des Schlachtens anzupassen. Mit der hofnahen Schlachtung ist ein deutliches Signal gesetzt worden. Dass hier ein Südtiroler Metzger Vordenker war, scheint auf den ersten Moment dann doch besonders.  

Alexander Holzner ist seit jeher ein Querdenker innerhalb der Metzgerzunft. Der Meistermetzger mit Oberschulabschluss hat früher als andere seiner Berufskollegen die kleinen Fleischkreisläufe in seinem Lananer Betrieb favorisiert und sich für Fleisch aus biologischer Haltung stark gemacht. Die hofnahe Schlachtung war dann aber ein Thema, das für den Dorfmetzger aus Lana zunächst fremd war. Er hatte in vielen Gesprächen mit Bauern gespürt, dass diesen das Wohl ihrer aufgezogenen Nutztiere am Herzen lag. Bevor die Tiere geschlachtet werden, mussten sie bislang zum Schlachthof geführt werden. Doch die Separation von der Herde, die Fahrt im engen Tiertransporter und die fremde Umgebung sind für das Tier mit großem Stress verbunden.

Kurzerhand rief er Dr. Edgar Wullinger an, Amtstierarzt aus Niederbayern und ausgewiesener Fachmann in Sachen hofnahe Schlachtung; mit ihm erörterte Holzner die ersten Zweifel und Fragen. Der Metzgermeister brachte die Landesabteilungen und die Politik mit dem Fachmann aus Bayern zusammen und es gelang, innerhalb eines Jahres ein Gesetz für eine hofnahe Schlachtung zu schreiben.

Die angstfreie, schonende Schlachtung bringt gleich mehrere Vorteile mit sich. So ist beispielsweise die Bakterienflora bei einer stressfreien Schlachtung im Rind besser, was für die Qualität des Fleisches von Vorteil ist. Bei Stress hingegen wird der Muskelzucker schneller abgebaut, was sich negativ auf die Reifung des Fleisches auswirkt. Die höhere Fleischqualität wird sogar noch von der ethischen Bedeutung dieser Methode übertrumpft. Es ist zudem nicht zu unterschätzen, dass die hofnahe Schlachtung sicherer für die Arbeit am Hof ist. Nicht selten geraten Tiere beim Einfangen und Abtransport in Panik und sind für sich selbst und die Menschen gefährlich.

Zu erwähnen ist, dass die hofnahe Schlachtung im Südtiroler Gesetz bis ins Detail geregelt ist. Der Metzger begibt sich mit einer mobilen Schlachtanlage auf die Weide. Das Tier wird im Herdenverband mit einem Bolzenschussgerät betäubt, in den Wagen gezogen und zum Entbluten in Schräglage gebracht.

Vorgabe ist es dann, dass das Tier innerhalb zwei Stunden in den Schlachthof gebracht wird, wo alle weiteren Arbeitsschritte geschehen. Dementsprechend entgeht das Tier jedwedem „Schlachtstress“. Damit wird nicht nur höhere Qualität gewährleistet, sondern auch ein weiterer Beitrag zum aktiven Tierschutz geleistet.